Drei Gemeinden vor möglicher Fusion
Rünenberg Zusammenschluss kann Vorteile bringen

Rünenberg Zusammenschluss kann Vorteile bringen
Rünenberg, Zeglingen und Kilchberg arbeiten schon in mehreren Bereichen zusammen. Jetzt wird ernsthaft über eine Fusion diskutiert. An einer öffentlichen Versammlung wurden letzte Woche Ergebnisse aus einem Grundlagenbericht vorgestellt und die drei Gemeindepräsidenten äusserten sich dazu.
Thomas Zumbrunn, Gemeindepräsident von Rünenberg, betont in seiner Begrüssung, dass es vorläufig nur um eine Prüfung geht und an der Versammlung keine Fusionsbeschlüsse gefasst werden. Gegenwärtig ist eine Landratsvorlage zur Unterstützung von fusionswilligen Gemeinden in der Vernehmlassung.
Regierungspräsident Toni Lauber erklärte, dass die drei Gemeinden schon sehr weit in der regionalen Zusammenarbeit seien. In der Vorlage gehe es darum, Gemeinden finanziell zu unterstützen. Daneben ist auch eine administrative Unterstützung durch kantonale Behörden und externe Fachleute vorgesehen. «So ein Projekt soll nicht schon an den Kosten scheitern», sagte er. Auch eine Mitgift als Starthilfe ist vorgesehen. Wichtig ist für Lauber, dass die Bevölkerung von Anfang an mitgenommen wird. Dann wünschte er «einen glorreichen Abend und viel Erfolg».
Expertenbericht
Peter Weber, der externe Berater, hat bereits Erfahrung mit Gemeindefusionen. Er zeigte anhand von Statistiken die Unterschiede zwischen den drei Gemeinden. Der Steuerfuss ist über dem Durchschnitt und die Steuerkraft relativ tief. Kritisch soll die Anzahl Schüler betrachtet werden. Hier könnte es mit der Klassenbildung schwierig werden. Eine grosse Chance sieht er in der Raumplanung, da diese die einzige Komponente für die Entwicklung der Gemeinde sei. Bauzonen könnten dorthin verlagert werden, wo es interessant und sinnvoll ist und die Steuerkraft würde durch Zuzüger erhöht. 6,6 Hektaren sind für Wohnbauten baureif und weitere 1,2 liegen in der Arbeitszone. Mit dem öffentlichen Verkehr im Halbstundentakt sind die Gemeinden gut mit der Region verbunden.
Wegen des Finanzausgleichs ist der Steuerertrag gut. Aber der Selbstfinanzierungsgrad ist tief. «Grösstes Risiko ist der Steuerertrag», sagte Weber. «Alle drei Gemeinden sind nicht auf Rosen gebettet.»
Fazit und Sicht der Präsidenten
Für Weber ist die Vernetzung wichtig. «Es braucht sehr viel Zeit, um diese Beziehungen aufzubauen.» Zudem seien die Amtsträger schlecht bezahlt. Ihre Entschädigung liegt im Bereich von fünf Franken pro Stunde. «Sie sollten mindestens in die Region einer Putzhilfe von 25 kommen», war seine Empfehlung. Auch das Thema Schule ist wichtig, denn unterbelegte Klassen sind teuer.
Marcel Aeschbacher fasste die Sicht und Motivation von Kilchberg zusammen. Seine Gemeinde hat seit Jahren Mühe, genügend Gemeinderäte zu finden. Es gibt über 40 Reglemente und Verträge und es ist eine grosse Herausforderung, alles aktuell zu halten. «Wenn der Finanzausgleich sinkt, wird es eng», sagte er. Er stellte die Frage, ob man es sich leisten will, alle Behörden und Kommissionen dreifach zu halten. Er möchte mehr Professionalität. «Agieren ist sicher besser, wenn es noch gut geht, als wenn man unter Zugzwang steht.»
Fredi Rickenbacher (Zeglingen) meinte, dass man noch ein wenig Luft nach oben habe, aber froh wäre, wenn man ein wenig mehr hätte. Auch in Zeglingen wird es immer schwieriger, Leute zu finden. «Jetzt könnten wir noch freiwillig fusionieren und das eine oder andere selbst bestimmen.» Der Feuerwehrverbund und weitere Zusammenarbeit haben sich bewährt. Es soll auch ein Zeichen an die Gebergemeinden sein, dass «dört obe au öppis gmacht wird». Seine Vorstellung einer Grossgemeinde Gelterkinden wird er wahrscheinlich nicht mehr erleben. Er ist aber inzwischen bereit, «im Kleinen zu beginnen». Dann könnten vielleicht auch weitere Gemeinden anklopfen und mitmachen. Für seine Solidarität und seine klaren Worte bekam er von seinem Rünenberger Amtskollegen Thomas Zumbrunn einen ehrenvollen Spitznamen. «Ich wusste nicht, dass er so ein Fusionsturbo ist», sagte er.
Der Expertenbericht legt die Finger auf die wunden Punkte, stellte Zumbrunn fest. Rünenberg steht zwar noch gut da, muss aber auch aufpassen. Unvorhergesehenes kann die Rechnung stark beeinflussen. Da die drei Gemeinden schon fast alles zusammengelegt haben, ist die Zitrone bereits ausgepresst. Für die Behörden wäre es aber eine Entlastung und eine Effizienzsteigerung. Er wünscht sich rasch rechtliche Sicherheit, damit die Arbeitsgruppen auf dieser Grundlage mit ihrer Arbeit beginnen können.
Patrick Meier stellte die Projektorganisation mit 7 Arbeitsgruppen vor. Alle sind zur Mitwirkung eingeladen. Wenn es gut läuft, startet die neue Gemeinde am 1. Januar 2029.
Grosszügige Mitgift vom Kanton
In der Fragerunde sagte Toni Lauber, dass die Gemeinden einen Kostenanteil an die Vorbereitungsarbeit und bei einer Fusion voraussichtlich drei Mal 300000 Franken erhalten werden. Er betonte nochmals, dass das Projekt nicht am Geld scheitern darf und dass die Entlastung der Behörden auch ein gewichtiger Faktor sei.
Was mit den Bürgergemeinden geschieht ist eines der Themen für die Arbeitsgruppen.
Weshalb sind Wenslingen und Oltingen nicht einbezogen, obwohl sie schon in der Verwaltung, dem Werkhof, dem Feuerwehrverbund und im Schulwesen dabei sind? Sie seien noch nicht so weit, war die Antwort. Und die anderen drei Gemeinden wollen nicht weiter zuwarten, sondern den bestehenden Schwung nutzen. Weitere Gemeinden können später beitreten und müssen dann die bestehenden Regeln übernehmen.
Bei der Wahl des neuen Gemeindenamens ist man relativ frei. Die bisherigen Ortschaften behalten aber ihre Namen, Adressen und Wappen. Nur die politische Gemeinde bekommt einen neuen Namen. Dieser könnte eine regionale Bezeichnung sein.


