Im Alter ein familiäres Zuhause bieten

Liestal Das Pflegezentrum Brunnmatt wird heute 100 Jahre alt 

Das Gebäudeensemble wurde über die Jahre hinweg stetig erweitert. Foto: zVg

Das Gebäudeensemble wurde über die Jahre hinweg stetig erweitert. Foto: zVg

Professionalität und eine familiäre Atmosphäre schliessen sich nicht aus. (Das Foto stammt aus der Zeit vor der Corona-Pandemie.)Foto: zVg

Professionalität und eine familiäre Atmosphäre schliessen sich nicht aus. (Das Foto stammt aus der Zeit vor der Corona-Pandemie.)Foto: zVg

Matthias Leisinger, Leitung Verpflegung, Susanne Dörflinger, Leitung Hauswirtschaft, Angelo Altermatt, Leitung Gebäudeunterhalt, Jeanice Amberg, stellvertretende Leitung Pflegedienst, Andreas Meyer, Geschäftsführer (v.l.).Foto: M. Schaffner

Matthias Leisinger, Leitung Verpflegung, Susanne Dörflinger, Leitung Hauswirtschaft, Angelo Altermatt, Leitung Gebäudeunterhalt, Jeanice Amberg, stellvertretende Leitung Pflegedienst, Andreas Meyer, Geschäftsführer (v.l.).Foto: M. Schaffner

Vor genau 100 Jahren, am 1. April 1921, um 17 Uhr, fand die Gründungsversammlung des «Altersasyls Brunnmatt» statt, oder wie es heute heisst, des Pflegezentrums Brunnmatt. Wären wir nicht mitten in der Corona-Pandemie, dann würde heute Nachmittag ein offizieller Festakt die Jubiläumsaktivitäten einläuten. Doch aufgrund der Planungsunsicherheit musste der Stiftungsrat alles abblasen. Weder der geplante Tag der offenen Tür noch der interne Anlass für die Bewohnerinnen und Bewohner können durchgeführt werden. Geschäftsführer Andreas Meyer setzt sich dafür ein, dass wenigstens der Anlass für die Mitarbeitenden nachgeholt wird: «Sie sind es, die das Brunnmatt ausmachen, das möchten wir mit einem grösseren Anlass honorieren.»

Die erste Corona-Welle meisterte das Pflegezentrum laut Andreas Meyer relativ gut: «Wir sind zusammengestanden und haben uns gegenseitig geholfen.» In der zweiten Welle sei die Belastung jedoch stark angestiegen, es sei zu Quarantäne-, Isolations- und auch Krankheitsfällen gekommen. Besonders das Leitungs- und das Pandemieteam seien unter hohem Druck gestanden. «Wöchentlich kamen neue Vorgaben vom Kanton und vom BAG, immer wieder mussten wir eine Situationsanalyse machen, Massnahmen definieren und im Betrieb umsetzen und kontrollieren», beschreibt der Geschäftsführer. Seit nun alle impfwilligen Bewohner/-innen –etwa 90 Prozent – von der mobilen Equipe des Kantons geimpft worden seien, könne das Regime schrittweise wieder gelockert werden. Das öffentliche Restaurant sei zwar immer noch zu, aber der Speisesaal sei wieder offen und letzte Woche habe das ganze Team erstmals wieder eine gemeinsame Znünipause machen können: «Man sah Lachen in den Gesichtern und spürte, es war eine Erleichterung da», berichtet Andreas Meyer.

Für die Bewohner/-innen sei es natürlich auch schwer gewesen: «Wenn man über Weihnachten im Zimmer bleiben muss, nagt das an jedem», ist sich ­Meyer bewusst. In den Medien sei jedoch das Bild vermittelt worden, dass die Menschen in den Altersheimen ­vereinsamen würden, was so nicht stimme. Durch das Personal sei ja der menschliche Kontakt aufrechterhalten worden. Die Mitarbeitenden hätten ihnen auch geholfen, über Videotelefonie auf Smartphones und Tablets mit ihren Angehörigen zu kommunizieren. Mittlerweile sind Zimmerbesuche, wenn auch zeitlich eingeschränkt, wieder möglich.

Vom Asyl zum Pflegezentrum

Die Geschichte des Pflegezentrums Brunnmatt – eines der ersten Altersheime im Kanton – beginnt in der wirtschaftlich harten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Eine institutionalisierte Altersversorgung gab es praktisch nicht, ältere Menschen wurden von Angehörigen im eigenen Haushalt gepflegt, was zu einer Belastung werden konnte, oder mussten allein zurechtkommen. Zwar gab es das «Pfrundhaus» (das spätere Kantonale Altersheim), in das sich Mittellose einweisen lassen konnten, aber diese Option war nicht gerade attraktiv. Einige Liestaler/-innen aus dem Umfeld der Armenpflege hatten sich deshalb schon während des Kriegs für ein «Altersasyl» engagiert, das schliesslich 1921 eröffnet werden konnte, in einer ehemaligen Pension und der angrenzenden Liegenschaft an der Arisdörferstrasse. Finanziert wurde es durch Beiträge von Privaten, aus der Armen- und Einwohnerkasse der Stadt sowie aus der Bürgerkasse. Die Bürgergemeinde war es auch, die den Kauf tätigte und die strategische Führung übernahm.

Das neu geschaffene Angebot stiess sofort auf grosse Nachfrage, sodass die Kapazität von anfangs 14 Zimmern ­stetig erweitert wurde. Ein weiteres Nachbarhaus kam dazu, Verbindungsbauten wurden erstellt, über die Jahrzehnte hinweg wurden Gebäudeteile saniert und erweitert, 2012 folgte ein moderner Anbau. Auch ein kompletter Neubau wurde vor einigen Jahren diskutiert, aber vorerst auf Eis gelegt, weil unsicher war, wie die Versorgungsregionen im Kanton künftig organisiert werden. Heute zählt das Pflegezentrum Brunnmatt 74 Bewohnerinnen und Bewohner.

Parallel zum Wachstum änderte sich die Ausrichtung des «Altersasyls», das übrigens im Zweiten Weltkrieg auch zwei kriegsgeschädigte Kinder aus ­Calais beherbergte. Bestand die anfängliche Funktion darin, älteren, allein­stehenden Menschen, «die unverschuldet in ärmlichen Verhältnissen leben», eine Wohnmöglichkeit zu geben, so wurde mit der Zeit die Pflegetätigkeit immer wichtiger. Das spiegelte sich auch in der Bezeichnung, die sich über «Bürgerheim», «Altersheim», «Alters- und Pflegeheim» bis zum heutigen «Pflegezentrum» entwickelte. Damit einher ging eine Professionalisierung: 2006 wechselte die Trägerschaft von der ­Bürgergemeinde zu einer eigenständigen ­Stiftung, zudem wurden Pflege- und Betreuungskonzepte erstellt und Zertifikate erworben, beispielsweise in ­Palliative Care. Auch die Leitung modernisierte sich: von der «Hausmutter» über die «Hauseltern» und den «Heimleiter» zum «Geschäftsführer». «Mit einem ­Umsatz von neun Millionen Franken sind wir ein KMU», hält Andreas Meyer fest.

Ein familiärer Treffpunkt

Trotzdem gehöre es seit jeher zum Selbstverständnis, den Bewohnerinnen und Bewohnern ein Zuhause und eine familiäre Atmosphäre zu bieten, fährt Meyer fort. Er lege beispielsweise Wert darauf, alle Bewohnenden und alle ­Mitarbeitenden beim Namen zu grüssen. Eine Mitarbeiterin habe einmal gesagt, dass das Brunnmatt wie eine Familie sei und dass sie so etwas in keinem der ­anderen Heime, in denen sie gearbeitet habe, erlebt habe. «Was man als Insti­tution ausstrahlt, zieht auch die Leute an, die in einem solchen Umfeld gerne arbeiten», ist Andreas Meyer überzeugt.

Das Pflegezentrum Brunnmatt ist heute für das Quartier ein Treffpunkt und ein Kompetenzzentrum mit Dienstleistungen wie Coiffeur, Physiotherapie, Fusspflege und öffentlichem Restaurant. Es versorgt auch die benachbarten ­Alterswohnungen mit Dienstleistungen. Ausserdem bildet das Pflegezentrum über ein Dutzend Lernende aus, und zwar in allen Bereichen von der Pflege über Hotellerie und Küche bis zur ­Technik.

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