Räume ganz innen

Liestal Die Kulturhalle Palazzo thematisiert «Interior» in vier Positionen  

Julia Steiner, Der letzte Raum (2.0).

Julia Steiner, Der letzte Raum (2.0).

Christelle Kahla, vier Bilder und ein Vorhang.

Christelle Kahla, vier Bilder und ein Vorhang.

Nicolas Vionnet, Quand le vent souffle mit dem Raum 2 rechts. Fotos: A. Jegge

Nicolas Vionnet, Quand le vent souffle mit dem Raum 2 rechts. Fotos: A. Jegge

Seit Olivia Jenni und Michael Babics die Ausstellungsräume in der Kunsthalle Palazzo kuratieren, werden diese Räume immer mehr auch zum Mitspieler für die Kunst. Babics hat drei Künstlerinnen und ein Künstler eingeladen, um zum Thema Interior die Räume mit Installationen zu bespielen.

Und erneut beginnt die Ausstellung mit dem Entré. Als erstes wird man von links «angewindet», während man auf die Wand gegenüber blickt. Dort ist auf einer grossen Leinwand eine Wolkenlandschaft zu sehen. Man ist im Raum und hat trotzdem das Gefühl draussen zu sein. Nicolas Vionnet hat sich beim zweiten Raum entschieden, diesen mit einem riesigen ballonähnlichen Gebilde zu versperren.

Man muss durch den schmalen, langen Gang rechts gehen, wo man auf die Arbeit(en) von Christelle Kahla trifft, um den Raum zu verlassen. Auf scheinbar ungrundierten Leinwänden, sind ornamental Zeichen bedruckt, bemalt, gezeichnet. Man hat von keinem Standpunkt aus einer gleichwertigen Sicht auf die Kunstwerke und dem Berichterstatter viel es schwer, ein erfahrbares Innen zu finden.

Im grossen Raum ist die grösste Installation zu finden. Julia Steiner hat, ausgehend von einem Erlebnis und dessen erste Bearbeitung ein dreiteiliges Werk für das Palazzo geschaffen, das einem fesselt, nicht nur ob der Grösse. Zuerst erblickt man eine etwas diffus bemalte Wand, davor chinesisches Porzellan, in Schwarz und Weiss, das jeden Tag neu angeordnet wurde. Auf der anderen Seite eine Art Raum im Raum aus bemalter Seide. Die Malerei ist in Schwarzgrautönen gehalten und eigentlich gegenstandslos. Was aber wahrnehmbar ist, sind die lebendigen Strukturen der Malerei, die an lebendiges Werden und Verstehen gemahnt. Ursprünglich ist dies eine Verarbeitung eines Traumes, in dem der Künstlerin träumte, in dem Raum zu liegen, wo sie dereinst sterben würde. Ein Raum also, wo etwas vergeht, aber auch entsteht. Die andere Wand weisst auf Vergangenes hin, denn Julia Steiner hat ihre alte Arbeit abgekratzt und den Belag aufbewahrt. Im Palazzo nun vermischte sie diesen Abrieb mit Wasser und bemalte damit die Wand.

Den letzten Raum installierte Anita Mucolli. Der Eingang wird einem durch grelles Licht fast verwehrt. Man steht vor einer Art Lift, dessen Türen geöffnet sind. Tritt man in den Lift ein, erwartet man, dass sich die Türen schliessen. Im Spiegel, oder ist es ein Fenster, erblickt man durch die Scheibe einen völlig andere Raum, der war gemütlich und heimelig erscheint, aber nicht erreichbar ist, innen oder wo?

Nun muss man den gegangenen Weg zurück zum Ausgang laufen, wie in einem klassischen Labyrinth. Von ganz Innen geht man seinen Weg wieder zurück und schaut seiner Vergangenheit in die Augen. Und prompt entdeckt man im zweiten Raum dann doch noch den halb zugezogenen Vorhang vor dem kleinen Räumchen und blickt auf eine weitere bearbeitete Leinwand. Und so ist auch hier ein Innen entstanden.

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