Elektrisierende, virtuose Klänge

Baselbieter Konzerte Chamber Artists (CHAARTS) in der Stadtkirche Liestal  

Chamber Artists und Pianist José Gallardo interpretieren zwei Sätze von Beethovens «Eroica».Fotos: T. Brunnschweiler

Chamber Artists und Pianist José Gallardo interpretieren zwei Sätze von Beethovens «Eroica».Fotos: T. Brunnschweiler

Höchste Einfühlung im Solopart des Mendelssohn-Konzerts für Violine, Klavier und Orchester d-Moll: Sebastian Bohren.

Höchste Einfühlung im Solopart des Mendelssohn-Konzerts für Violine, Klavier und Orchester d-Moll: Sebastian Bohren.

Das 8. Konzert der Baselbieter Konzerte mit den Chamber Artists (CHAARTS) liess keine Wünsche offen. Es begann mit Felix Mendelssohns Streichquartett B-Dur op. 87, das 1845 in Bad Soden entstand. Schon zu Beginn des Allegro vivace mit seinem bezwingenden Elan des Hauptthemas warf sich das Ensemble mit Verve in die Musik. Der Gegensatz zwischen dem gleissenden Hauptthema und den düsteren Schatten der Molltriolen wurde vor allem durch die brillante Interpretation des Primgeigers Felix Froschhammer und des Cellisten Andreas Fleck präzise herausgearbeitet. Das Allegretto scherzando kehrt zum Moll zurück und damit auch zu einer Stimmung von Unsicherheit und Zweifel.

Mendelssohn macht hier von rhythmisch interessanten Akzentrückungen und Pizzicati Gebrauch. Mit dem Adagio e lento – attacca folgt eine der grossen Elegien der Kammermusik. Die betörende Melodik erinnert hier an Schubert, den Mendelssohn schätzte. Diesem dritten Satz konnte Froschauer immer wieder Glanzlichter aufsetzen. Die Sechzehntel-Unruhe zu Beginn des Finales Allegro molto vivace erfasst nach und nach alle Instrumente. In der Coda wird sie mit einem kontrapunktischen Ansatz verbunden, eine Synthese, die Mendelssohn liebte. Er war mit dem Finale nicht zufrieden, konnte es aber nicht mehr überarbeiten. Es ist geradezu unfassbar, dass ein wichtiger Schweizer Komponist noch in den 1980er Jahren sagen konnte, Mendelssohns Musik sei ein Beispiel für «den dekadenten jüdischen Einfluss auf die Musikgeschichte».

Beethoven in Bearbeitung

Der dritte und vierte Satz von Ludwig von Beethovens 3. Sinfonie «Eroica» Es-Dur op. 55 wurde in der Bearbeitung von Friedrich Ries für vier Instrumente zu Gehör gebracht. Die in der leichten, majestätischen Tonart Es-Dur komponierte Sinfonie war anfänglich Napoleon I. gewidmet. Der Pianist José Gallardo spielte von Beginn an, im Scherzo – Allegro vivace, leicht und dynamisch differenziert. Hier fliesst alles, geht alles nahtlos ineinander über. In dieser rhythmusbetonten Musik richtet Beethoven teilweise mit der grossen Kelle an. Lars Schapers Idee, den Kontrabass dem Cello beizugesellen, erwies sich als förderlich für eine fundamentale klangliche Erweiterung. Für die geneigte Hörerschaft war diese «abgespeckte» Eroica-Fassung eine Offenbarung. Die Musik war transparent und analytisch, ohne jedoch in ihre Einzelteile zu zerfasern.

Erstaunliches Jugendwerk

Der erst 14-jährige Felix Mendelssohn schrieb 1822 sein Konzert für Violine, Klavier und Orchester in d-Moll. Das Doppelkonzert ist ein anspruchsvolles Stück, sowohl technisch wie musikalisch. In diesem Stück voller Brillanz, Melodienseligkeit und Virtuosität spiegelt sich Mendelssohns Faszination für Bach und Mozart.

Der Violinist Sebastian Bohren spielte seinen Part brillant, makellos und mit hoher Einfühlung. José Gallardo erwies sich als zuverlässiger Begleiter. Das feierliche Adagio erinnert stark an «O Isis und Osiris» aus Mozarts «Die Zauberflöte». Bohren entwickelte auch in den Pianostellen einen tragenden Klang. Das Allegro molto ist ein virtuoses Rondo im Gavotte-Rhythmus, in welchem sowohl Bohren wie auch Gallardo brillieren konnten. Stehende Ovationen und eine Zugabe aus Bachs Sonaten für Violine und Klavier.

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