Vor 70 Jahren: Stadion Gitterli eröffnet

Liestal Erstes Stadion war in der Nachkriegszeit eine Heldentat 

Gestern Mittwoch waren es 70 Jahre her, seit in Liestal die Einweihung des «neuen Turn- und Sportplatzes Gitterli» im Rahmen einer grossen Eröffnungsfeier seiner Bestimmung übergeben wurde. Es war damals eine anspruchsvolle, wenn nicht eine mühsame Vorgeschichte, ehe das erste Stadion im Kanton Wirklichkeit wurde. Das zweite wichtige Stadion, die «Sandgrube» in Pratteln, entstand zehn Jahre später, während das Oberbaselbiet erst 1991 mit dem Stadion Tannenbrunn eine moderne Anlage mit sechs Kunststoffbahnen erhielt.

Das «Gitterli» am Fusse des malerischen Schleifenbergs sorgte in den frühen Fünfzigerjahren und in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts dafür, dass im Speziellen die Leichtathletik in Liestal und Umgebung einen sichtbaren Aufschwung erlebte. Der einheimische Turnverein wie der drei Jahre vor der «Gitterli»-Eröffnung gegründete Sportclub Liestal verfügten über Athleten, welche auch national für Schlagzeilen sorgten. Das Stadion verfügte über vier Aschen-Rundbahnen und über eine Tribüne mit 280 Sitzplätzen. Dreissig Jahre nach der Eröffnung, 1982, wurde das «Gitterli» schliesslich saniert und erweitert. Seit dann bilden sechs wetterfeste Rundbahnen aus Kunststoff das Terrain für die Sportlerinnen und Sportler.

Der Ruf im Kanton nach einem eigenen Turn- und Sportplatz mit Aschenbahnen ging auf Jahrzehnte zurück. Vorab die Leichtathleten empfanden es immer wieder als Demütigung, den Nachbarkanton Basel-Stadt um Überlassung des Stadions St. Jakob zu bitten. Es musste einst der Zweite Weltkrieg kommen mit dem klaren Eintreten von General Henri Guisan für vermehrte körperliche Ertüchtigung, um den günstigen Boden für Beiträge der öffentlichen Hand an Sportplatzbauten vorzubereiten. 1943 stellte in einer Motion im Landrat der Liestaler Gemeindepräsident Paul Brodbeck die notwendigen Weichen, indem er unter anderem zuhanden der Regierung festhielt, dass im Kanton Basel-Landschaft kein Turn- und Sportplatz vorhanden sei, wo der heranwachsende Soldat seine Leistungen im Wettstreit mit seinen Kameraden in allen Disziplinen messen kann. Der Durchbruch erfolgte schliesslich im September 1947, als der Landrat den notwendigen wie richtungsweisenden Beschluss wie folgt fasste: «Zur Förderung der Einrichtung von Turn- und Sportplätzen in verschiedenen Gemeinden bewilligt der Landrat auf dem Budgetwege einen wiederkehrenden Staatsbeitrag von 150000 Franken jährlich, bis zum Abschluss der Turn- und Sportplatzaktion, erstmals für das Jahr 1948.»

Seit der Eröffnung vor nunmehr siebzig Jahren wurden im «Gitterli» zum Teil hochkarätige Leichtathletik-Meetings ausgetragen. Unter anderem Schweizer Zehnkampfmeisterschaften, Schweizer Stafetten-Meisterschaften, Länderkämpfe, kantonale Meisterschaften sowie Turn- oder Schwingfeste. Dass seit jeher auf dem «Gitterli» Fussball, auch international, gespielt wird, ist ebenso Tatsache wie jene, dass einst auf dem «Gitterli» in grossem Stil Feldhandball gespielt wurde. Weltrekorde erlebte das «Gitterli» auch. So im Sommer 1969, als Meta Antenen vom Leichtathletik-Club Schaffhausen vor Tausenden von Zuseherinnen und Zusehern im Frauen-Fünfkampf mit 5046 Punkten einen Weltrekord aufstellte. Bereits 1964 war es der deutsche Zehnkämpfer Manfred Bock, der mit 8326 Punkten im Rahmen eines Länderkampfs eine Weltbestleistung erzielte. Und: Generationen von jungen Männern absolvierten auf dem «Gitterli» ihre Turnprüfung im Rahmen der militärischen Aushebung. Noch bis vor wenigen Jahren war auf der Tribüne die Kletterstange montiert, auf welcher eine der vier Disziplinen im Rahmen der Aushebung absolviert werden musste.

Heute ist die Leichtathletik auf dem «Gitterli» wenig präsent. Die gezielte Förderung konzentriert sich auf wenige (andere) Standorte und einzelne Vereine respektive Trainingsgemeinschaften. Dem Gros der Athletinnen und Athleten stehen im Landkanton aktuell nur wenige bis fast keine Startmöglichkeiten zur Verfügung. Die kantonalen Leichtathletik-Einkampfmeisterschaften beispielsweise oder die einst blühenden Abend- oder C-Meetings finden seit Jahren in der Residenz nicht mehr statt.

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