«Allewyyl no underwägs»

Max Mundwiler Der Baselbieter Chansonnier im Theater Palazzo 

Seine Lieder begleitete Max Mundwiler genial mit Gitarre und Mundharmonika oder mit dem Keyboard. Am Tischchen daneben las er Gedankengeschichten.Foto: U. Handschin

Sowohl die Leiterin des Theaters, Cynthia Coray, wie auch der auftretende Mundartsänger aus Zunzgen, Max Mundwiler, der sich als Baselbieter mit Haut und Haar bezeichnet, freuten sich über den ausverkauften Konzertabend. Mit einem ledernen Köfferchen aus Grossmutters Fundus mit der Aufschrift «allewyyl no underwägs» betrat er die Bühne. Seine selber komponierten und getexteten älteren und neueren sehr persönlichen Lieder, die eigene Beobachtungen und Gefühle beinhalten, begleitete er virtuos auf der Gitarre und dem Keyboard. Besonders genial wusste er die zusätzliche umgehängte Mundharmonika einzusetzen, was an Bob Dylan erinnert.

Schalk, Humor und Ernst wechselten sich ab an diesem Abend an dem er seine zu Musik gewordenen Gedanken im Ohr, die ihn bewegen, vortrug. Ob er sich witzig äussert über die Glatze, der Stirne und Schneise, die sich bis zum Hinterkopf erstreckt und Erleuchtung bringt oder über das Altern. Das Philosophieren über die verlorene Zeit und das Gehetze, den Lebenslauf einer tanzenden Colabüchse mit Sonnenbrille als Symbol der Wegwerfgeneration, die lieber eine Mehrwegflasche zum Wiedergebrauch wäre, über den Durchschnittsbürger Willi, Lichtfetzen in der Wolkendecke, dem Dankeslied an seine «Chindsgi-Tante», den Glockenapfel Baldur und die gespritzten Golden, die es ins Bundeshaus schaffen.

Besonders rührend das Lied für seinen Enkel Janis. Auftragslieder wie die vertonten Baselbieter Sagen und über die Kuh Monika für die Viehzuchtgenossenschaft wusste er ebenso humorvoll umzusetzen. Mit zarten Tönen aus einer kleinen Musikdose leitete er seine poetischen, zu Herzen gehenden Kurzgeschichten ein: über das Gewissen, die Freude und den gesunden Menschenverstand, der krank ist und doch nicht sterben soll.

Nach dem Schlussapplaus gab er zwei Zugaben «nicht erwartet, aber im Stillen doch erhofft». Über die Zukunft, die nicht sterben darf, weil sonst die Träume verloren sind und die Anregung, kostbare Augenblicke ins Nastuch zu knüpfen und sie so aufzubewahren. Solche Augenblicke gab es an diesem Abend mehrere mit dem Baselbieter Troubadour, dessen Bühne sonst die Baustellen sind als Geschäftsführer einer Zimmerei, zwar in langsamen Rückzug wie er betont. Wer weiss, ob dann die Musik, mit der er seine Gedanken poetisch, lustig und melancholisch ausdrücken kann, dafür wieder mehr in den Mittelpunkt rückt?

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