Die Faszination der Liebesklage

Stimmen zu Gast Lamenti d’Amore: Motetten, Madrigale und Canzonen  

Zwei sich ideal ergänzende Stimmen: Marie-Claude Chappuis und Núria Rial.Foto: T. Brunnschweiler

Mit dem «Lamenti d’Amore» präsentierte «Stimmen zu Gast» am Sonntag in der Stadtkirche den Abschluss der Saison. Durch die Sängerinnen Marie-Claude Chappuis (Mezzosopran) und Núria Rial (Sopran) sowie das Ensemble Musicadorata wurde das Publikum in die Zeit um 1600 versetzt. In diesen Jahren wurde die Oper geboren. Nun wird nirgends «schöner gelitten, süsser umworben, leidenschaftlicher gewartet als in der Oper», wie es in der Ankündigung heisst.

Tatsächlich entführten die Motetten, Madrigale und Canzonen von Alessandro Grandi, Giulio Caccini und Claudio Monteverdi in eine hochemotionale, virtuose Klangwelt. Chappuis und Rial verliehen mit ihren klar geführten, reinen Stimmen und ihren Koloraturen und Verzierungen den Liedern eine emotionale Tiefe, und verstärkte Letztere durch ihre szenische Präsenz. Das Ensemble Musicadorata mit seiner Spezialisierung für die historische Aufführungspraxis für das späte 16. und frühe 17. Jahrhundert genügte ebenfalls höchsten Ansprüchen.

Koloraturen, Verzierungen, Emotion

Das Konzert startete mit einer Violinensonate von Marco Uccellini, in der Virtuosität, Improvisation und affektvolle Motive sich paaren. Danach sang Núria Rial «Vulnerasti cor meum» von Alessandro Grandi; die Liebe wird bildhaft besungen, zwischen mystischer Ekstase und Sinnenhaftigkeit. Nach «O Gloriosa Domina» im «concertato»-Stil sang Marie-Claude Chappuis das Madrigal «Stral pungente» («stechender Pfeil») von Luzzasco Luzzaschi, ein Stück im raffinierten Stil der Spätrenaissance, das von der Solistin virtuos ausgeschmückt wurde, ganz im Stil der Ferrara-Schule. Danach konnte der Lautenist Jadran Duncumb in der «Toccata Arpeggiata» von Johann H. Kapsberger brillieren. Dieses Stück mit Arpeggien wirkt meditativ und ist ein Frühbeispiel der expressiven Lautenmusik. Das von Rial gesungene Sololied «Maria dolce» im «stile rappresentativo» stammt von Francesca Caccini, der Tochter von Giulio Caccini; auch hier gelang es Rial, den Text zart und innig zum Ausdruck zu bringen. Lebendig und voller Emotion trug Chappuis Monteverdis «Il Pianto della Madonna» vor. Bisher hatte es keinen Zwischenapplaus gegeben. Erst nach Andrea Falconieros «La soave Melodia», die im zweiten Teil mit süditalienischer Leichtigkeit und Improvisationslust daherstürmt, brandete erstmals Applaus auf.

Steigerunggegen Schluss

Nach Giulio Caccinis «Deh torno», in dem Rial Trauer und Sehnsucht zum Ausdruck brachte, erklang die «Toccata settima» von Michelangelo Rossi. Dieses virtuose Cembalostück, gespielt von Philippe Grisvard, fasziniert durch seine gewagte Chromatik und die ungewohnte Harmonik; es wirkt experimentell und modern und ist ein Beispiel für den sogenannten «stylus phantasticus». Es folgten weitere Stücke von Caccini und Monteverdi im Duett. In Marco Uccellinis kontrastreicher «Sonata op.4 n.18» wurde die norditalienische Violinkunst der Zeit hörbar. Die Stimmen der beiden Sängerinnen ergänzten sich in «Zeffiro torno» von Monteverdi ideal. Nach Standing Ovations gab es als Zugabe das Schlussduett aus Monteverdis Oper «Die Krönung der Poppea».

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