Der Liestaler «Mr. Feuilleton»

DISTL Neue Publikation über das Literatur-Multitalent Josef Viktor Widmann

Rea Köppel mit Matthias Fischer (l.), Kunsthistoriker und Kurator, Lukas Gloor (3. v. l.), Leiter des Robert-Walser-Archivs in Bern, und Dominik Müller, Präsident der Schillerstiftung, emerit. Maître d’enseignement et de recherche an der Univer
Rea Köppel mit Matthias Fischer (l.), Kunsthistoriker und Kurator, Lukas Gloor (3. v. l.), Leiter des Robert-Walser-Archivs in Bern, und Dominik Müller, Präsident der Schillerstiftung, emerit. Maître d’enseignement et de recherche an der Universität Genf (r.).Foto: S. Moor

DISTL Neue Publikation über das Literatur-Multitalent Josef Viktor Widmann

Am Dienstag letzter Woche wurde im «Dichter:innen- und Stadtmuseum» (DISTL) im Liestaler Stedtli ein Buch präsentiert über das Leben eines grossen Schweizer Namens in der Literatur. Der in Liestal aufgewachsene Schriftsteller, Theaterautor und Feuilletonist Josef Viktor Widmann (1842–1911) galt als Multitalent und seine Strahlkraft ragte weit über die Schweiz hinaus.

Moderatorin und Autorin Rea Köppel sowie drei der Mitautoren, Matthias Fischer, Lukas Gloor und Dominik Müller, berichteten über die Publikation.

Widmann wurde im Februar 1842 im böhmischen Nennowitz geboren. Seine Eltern flohen kurz nach seiner Geburt in die Schweiz und liessen sich im damals jungen, revolutionären Kanton Baselland nieder. Im Pfarrhaus in Liestal (das Gebäude, indem heute die Ludothek zu finden ist) waren sie wohnhaft. Seine Jugend und seine schulische Ausbildung verbrachte er in Liestal und Basel, ehe er am Basler Pädagogium evangelische Theologie studierte. Schon Widmanns Lehrer waren begeistert vom Schreibtalent des heranwachsenden Künstlers.

Zunächst arbeitete er als Pfarrhelfer auf einem Pfarramt im Kanton Thurgau. Glücklicher wurde er jedoch bei seiner Stelle als Direktor und Lehrer der Berner Einwohner-Mädchenschule. Dort war er zwar sehr beliebt, wurde jedoch aufgrund seiner liberalen Weltansichten von der konservativen Berner Regierung abgesetzt. Auf Folge dessen, bot sich ihm jedoch die Stelle als Feuilletonist beim Berner Bund, die ihn dann auch zu internationaler Bekanntheit führte. 47 Titel zu Lebzeiten wurden von ihm verfasst und schätzungsweise 3500 Feuilletonartikel! Seine Theaterstücke wurden ebenfalls in grossen deutschen Städten und in Wien aufgeführt. Widmann hat also den kompletten deutschsprachigen Raum mit seinen Werken begeistert.

Nach seinem Tod im Jahre 1911 sorgten seine Kinder dafür, dass sein Name nicht so schnell in Vergessenheit gerät. Einige seiner Werke wurden an die Schillerstiftung verkauft, die sich für Literaturförderung einsetzte. Sein ältester Sohn war Maler und malte das Porträt seines Vaters, das auch auf der neuen Publikation «Mr. Feuilleton» zu sehen ist.

Das neue Werk kombiniert einen starken Bezug zu traditionellen Werten mit Einfallsreichtum und Humor. «Trotz seiner unfassbaren quantitativen Leistungen fand er eine Leichtigkeit und Witz, die begeisterten», berichtet Daniel Müller. Generell erreichte Widmann mit seiner unfiltrierten Ausdrucksweise ein breites Publikum und warf bereits zu seiner Zeit auch heute noch aktuelle Fragen auf. Sieben Beiträge beleuchten Leben, Werk und Wirkung des Autors – und zeigen, warum Widmann bis heute fasziniert.

Mr. Feuilleton: Josef Viktor Widmann. Hg. von Lukas Gloor, Rea Köppel, Dominik Müller und Peter Utz. Bern: Robert Walser-Zentrum 2025 (Schriften des Robert Walser-Zentrums, 7). 157 S., ISBN 978-3-9523586-6-5

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