Die entfesselte Mandoline

Baselbieter Konzerte Avi Avital und Itamar Doari  

Perfektes Zusammenspiel: Avi Avital und Itamar Doari (v. l.). Foto: T. Brunnschweiler

Der achte Abend der Baselbieter Konzerte am 9. April in der Stadtkirche Liestal war zur Hauptsache der Mandoline gewidmet. Die Chamber Artists (CHAARTS) musizierten mit dem Mandolinenvirtuosen Avi Avital und dem Perkussionisten Itamar Doari. Es war ein Parforceritt durch die Musikgeschichte und verschiedene Musikstile.

Man kennt das Mandolinenkonzert von Antonio Vivaldi, aber es war eine neue Hörerfahrung das Konzert BWV 1056 von Johann Sebastian Bach für Cembalo und Streicher mit dem Soloinstrument Mandoline zu geniessen. Avital beherrscht das Zupfinstrument mit den vier Saitenpaaren wie kaum ein anderer. Energisch und virtuos setzte er zum Allegro an, geschmeidig begleitet vom Streichensemble. Im Largo war die Mandoline selbst im Pianissimo noch präsent. Im Presto entwickelte Avital zusammen mit den Streichern eine mitreissende Ausdruckskraft. Die Mandoline kann als Melodie-, Begleit- oder Perkussionsinstrument benutzt werden, wobei ein unverkennbares Stilmittel das Tremolo ist. Da die beiden Saiten nie auf das Hundertstel eines Halbtons gleich schwingen, entsteht bei der Mandoline ein schwebender Ton. Das Stück «Cymbeline» von David Bruce zeigte die Vielfältigkeit des Zupfinstruments. Der erste Teil («Sunrise») begann mit einem leisen metallischen Reiben der Saiten; das Cello setzte mit einer synkopischen Melodie ein. Langsam entstand ein meditativer Klangteppich mit pentatonischen Elementen. In Bruce’ dreiteiligem Stück brillierten neben Avital auch David Castro-Balbi, Aronghua Griffiths, Oszkar Varga und Andreas Fleck, die durchhörbar und dynamisch subtil zusammenspielten. Danach tauchte man mit Avital und Itamar Doari in die energiegeladene Klangwelt der türkischen Volksmusik ein.

Steigerung bis zum Schluss

Nach der Pause spielten die Chamber Artists Haydns Streichquartett op. 20,6, das die Erwartungen an schwung- und leidenschaftslose Kammermusik Lügen straft. Kühn greift Haydn hier voraus, indem er nach einem heiteren Allegro die musikalische Gefühlssprache bis ins Bizarre steigert. Innerhalb der Sätze gibt es starke Kontraste und Spannungen. Neu bei diesem Quartett ist die Gewichtsverlagerung auf das fugische Finale, das an die «Kunst der Fuge» von Bach erinnert. Die Interpretation des «Sonnenquartetts» war makellos und gleichzeitig furios. Nach dem israelischen «Mi Yitneni Of» spielten Avidal und Doari das bulgarische «Bucimis», bei dem Avidals Finger geradezu auf den Saiten herumirrlichterten und Doari seine Bravour auf den verschiedenen Trommeln und Perkussionsinstrumenten bewies. Es folgten Rumänische Volkstänze von Béla Bartók und Doaris sphärisches, komplexes «Blue Desert» zwischen Klassik und Weltmusik. «Avis Song», ein fröhlich rhythmisches Stück, als Zugabe zeigte nochmals die Virtuosität der beiden Gastmusiker. Standing Ovations für die Darbietung. Sie war – salopp gesagt – irre stark.

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