Grosse Musik mit Leidenschaft und Feingefühl

Orchester Liestal Vier Komponisten, vier Klangwelten: «Zusammen sind wir Musik»

Cellos und Kontrabasse mit dunkeln, geheimnisvollen Klängen eröffnen die «Unvollendete» von Schubert.Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Cellos und Kontrabasse mit dunkeln, geheimnisvollen Klängen eröffnen die «Unvollendete» von Schubert.Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Dirigent Roberto Fabbroniverlieh dem Orchester Flügel.

Dirigent Roberto Fabbroniverlieh dem Orchester Flügel.

Orchester Liestal Vier Komponisten, vier Klangwelten: «Zusammen sind wir Musik»

Am vergangenen Wochenende beseelte das Orchester Liestal zusammen mit seinem Publikum zweimalig die Stadtkirche Liestal. Unter dem Motto «Zusammen sind wir Musik» fand ein atemberaubendes Konzert statt. Unter der Leitung des Argentiniers Roberto Fabbroni – Dirigent des Orchesters seit 2014 – trafen vier Komponisten auf vier Klangwelten, doch sie sprachen eine gemeinsame Sprache. Musik als Brücke zwischen Menschen, Zeiten und Gefühlen.

In einheitlich dunklem Look betraten die Musikerinnen und Musiker unter dem Willkommensapplaus des Publikums die Bühne unter dem gotischen Chorbogen und positionierten sich auf den Stühlen. Schon stand der Dirigent am Pult, hob den Taktstock, und mit lebhaftem Tempo begann die Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte, KV 620. Der festliche Auftakt ist weit mehr als eine Operneinleitung. Er ist ein musikalisches Symbol des Lichts, der Erkenntnis und entführt in die Welt der Aufklärung, der Weisheit und der Harmonie. Die feierlichen Akkorde und fugierten Passagen verbinden Strenge mit heiterem Spiel; da kam Freude auf. Im Programmheft war zu lesen, dass die ersten Takte der Ouvertüre keine Zweifel daran lassen, dass hier mehr als nur ein Opernabend eröffnet wird: Mit drei majestätischen Es-Dur-Akkorden öffnet Mozart eine Klangtür, die den Zuhörer unmittelbar in eine Welt von Geheimnissen, Prüfungen und Erleuchtungen führt.

Schuberts «Unvollendete» (Sinfonie Nr. 8 in h-Moll, D 759) ist ein Werk voller Rätsel und Gefühlstiefe. Zwei Sätze genügen, um eine komplette Welt zu eröffnen. Sie klingt von düsterer Sehnsucht bis zu zarter Hoffnung. Mit geheimnisvollem, dunklem Cello- und Kontrabass beginnt das Werk, das dann in ein dramatisches Allegro übergeht. Schubert lädt ein, die Fragilität und Schönheit menschlicher Empfindung zu teilen – und darin Gemeinschaft zu finden – auch noch 197 Jahre nach seinem Tod. In Fachzeitschriften wird zudem von der Unvollendeten mit Torso-Charakter berichtet, die dieser Sinfonie ihren unaufhaltsamen Charme verleiht und der Hörerschaft ein immer wieder anziehendes Bild bietet. Kein grosser Komponist vor Schubert habe je eine Sinfonie in dieser Tonart geschrieben, heisst es im Programmheft. «Die schwarze Tonart» soll Beethoven sie genannt haben.

Mit der Konzertouvertüre Opus 26 «Die Hebriden» führte Felix Mendelssohn Bartholdy hinaus aufs Meer. Inspiriert von der schottischen Insel Staffa und ihrer geheimnisvollen «Fingal’s Cave», malt der Komponist mit orchestralen Farben eine Landschaft aus Wellen, Wind und Weite. Die Hebriden-Ouvertüre ist ein klingendes Naturgedicht, in dem sich Klang und Bewegung vereinen – wie Stimmen, die gemeinsam atmen. Die klare Leitung, musikalische Präzision und zugleich inspirierende Ausdruckskraft – sie war in den Gesichtern der Musiker zu sehen – hat das Orchester auch in diesem Werk zu einer beeindruckenden Geschlossenheit geführt.

Als Intermezzo nach der Pause überbrachte Daniel Erne die besten Wünsche für das Orchester, übergab der Präsidentin Mareile Endhardt einen Blumenstrauß mit Couvert und Geld sowie das Diplom, das im Rahmen der Sport- und Vereinsehrung ausgestellt worden ist. Immerhin kann das Orchester Liestal auf eine lange, erfolgreiche Arbeit von über 125 Jahren zurückblicken. Da das gesamte Orchester am Freitagabend in der Probe sass, konnten die Mitglieder nicht an der Ehrung teilnehmen.

Nach der Pause, wie ein Paukenschlag, Ludwig van Beethovens Opus 67, die «Fünfte». Was für ein Werk! «So pocht das Schicksal an die Pforte.» Mit diesen Worten beschrieb Beethoven selbst das berühmte Anfangsmotiv seiner 5. Sinfonie. Aus Kampf wird Triumph, aus Dunkel wird Licht. Diese Sinfonie ist Sinnbild menschlicher Überwindungskraft – und damit der perfekte Abschluss eines Konzerts, das zeigen möchte: Musik entsteht durch das Miteinander, durch Zuhören, durch gemeinsame Energie. Eben: «Zusammen sind wir Musik.»

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