«Manchmal wünsch ich mir»
Füllinsdorf Frühlingskonzert Kammerchor «Munzach» mit Lyriker Gerold Ehrsam

Der Frühling stand am letzten Freitagabend in der reformierten Kirche in Füllinsdorf im Mittelpunkt des Konzerts vom Kammerchor «Munzach». Unter der Leitung der in Lettland geborenen Dirigentin und Projektleiterin Ilze Grudule, die seit 1998 in der Schweiz arbeitet, wurde ein musikalischer Abend mit Liedern aus allen vier Landessprachen und dazu mit Texten von Lyriker und Schreiber Gerold Ehrsam aus Liestal präsentiert, die eindringlicher und bewegender nicht sein konnten.
Repertoire mit Volksliedern
Eröffnet wurde das abwechslungsreiche Konzert mit «Du fragsch mi, wär i bin», einem Schweizer Volkslied und einer Komposition von Heidi Stucki. Damit war der erste Glanzpunkt des Abends schon mal gesetzt. Es gelang dem Chor schon zu Beginn seines Konzerts mit hörbarer Hingabe Kontakt zum Publikum herzustellen und dieses auf seiner Reise durch eine klangvolle Palette von Schweizer Volksliedern in unterschiedlichen Mundarten mitzunehmen. Der «Stärn» von Franz Hohler gehörte ebenso zum Repertoire wie das älteste noch bekannte Schweizer Volkslied «Guggisberglied» oder «Vreneli ab em Guggisberg», sowie «Girometta della montagna» und – nicht zu vergessen – das beliebte meditative rätoromanische «La sera sper in lag» von Gion Balzer Casanova. Der Dirigentin gelang es, das Publikum in einige Vokalstücke einzubinden und mit ihrer authentischen Mimik und ständigem Augenkontakt den Chormitgliedern während des Konzerts Sicherheit zu vermitteln.
Literarische Schönheit
Texter Gerold Ehrsam («manchmal wünsch ich mir, mein leben verliefe in ruhigen bahnen») vermittelte in einer fast unheimlichen Stille zwischen den vokalen Auftritten einfühlsame Besinnlichkeit und sorgte an diesem Abend mit seinen vier Rezitationen für berührende poetische Momente. Diese kann man zwar überall erleben, aber zusammen mit seiner ausdrucksvollen Körpersprache waren seine Worte in der religiösen Ruhe der Kirche mal laut und mal leise – von einer literarisch natürlichen Schönheit, die man mit einer solch schöpferischen Inspiration in der Stimme nicht alle Tage zu hören bekommt.
Musikalische Leckerbissen
Mit einer hohen Intonation in der Feinabstimmung stellte der 19-köpfige Chor den unvergleichlichen Gesang der Volkslieder in den Mittelpunkt des Abends. Er liess die Kraft und Andacht, die in den Volksliedern mit ihren durchwegs ausgeprägten Eigentümlichkeiten stecken, förmlich spüren und meisterte seine Darbietung als musikalische Leckerbissen mit vollharmonischer und klarer Aussprache – nach einigen Anlaufschwierigkeiten – vorzüglich. Man spürte förmlich, dass das gemeinsame Singen den Chormitgliedern grosse Freude bereitete. Das Publikum bedankte sich am Schluss für das unterhaltsame Konzert mit einem grossen, anhaltenden Applaus, und bevor es in die Füllinsdorfer Nacht ging, wurde es dafür mit der Zugabe «Aber gäll, du hettsch mi gern» belohnt.