Schicht für Schicht ein Ringen ums Bild

Liestal Der Liestaler Künstler Bruno Siegenthaler stellt nach 13 Jahren wieder im DISTL aus

Bruno Siegenthaler: «Das Bild beeinflusst mich.»Fotos: M. Schaffner

Bruno Siegenthaler: «Das Bild beeinflusst mich.»Fotos: M. Schaffner

«Der Betrachter soll das Bild selber fertig machen.»

«Der Betrachter soll das Bild selber fertig machen.»

Liestal Der Liestaler Künstler Bruno Siegenthaler stellt nach 13 Jahren wieder im DISTL aus

Die Bilder wirken packend und ausdrucksstark. Mutige Farbkombinationen springen ins Auge, gebrochen und überlagert von schwarzen Pinselstrichen oder Spritzern. Sie drängen einem aber keine Bedeutung auf, sondern lassen Raum für Interpretation. «Der Betrachter soll das Bild selber fertig machen», betont Bruno Siegenthaler.

Der Maler, der in Liestal und im Burgund lebt, stellt abermals im «Dichter:innen und Stadtmuseum Liestal» (DISTL) aus. Letztes Mal war er 2012 hier, im Zusammenhang mit dem Buch «ZeitSchichten», in dem der Baselbieter Kantonsarchäologe Reto Marti seine Bilder mit archäologischen Funden in Beziehung setzte. Die neue Sonderausstellung zeigt aktuelle Werke aus den letzten Jahren. Darunter sind auch Bilder, die Bruno Siegenthaler vor Jahrzehnten auf die Seite gestellt hatte und nun neu bearbeitet hat: «Ich lege sie auf den Boden und gehe um sie herum, und sehe, dass es auf dem Kopf viel besser aussieht und das Bild zu mir sagt: Ich will so werden, nicht so, wie du es wolltest. Das Bild beeinflusst mich; es ist ein Dialog und ein Kampf mit der Leindwand.»

Die Bilder tragen Fantasienamen wie «NJARO» oder «BUNDU», die möglichst keinen Bezug zum Gezeigten herstellen. «Viele Sammler haben mir gesagt, dass das Bild vor mir, das sie daheim haben, jeden Tag anders aussieht», erläutert Bruno Siegenthaler. Es seien eben nicht Motive wie der Schleifenberg oder die Sissacher Fluh, die man nach dem zehnten Mal gar nicht mehr beachte. «Man kann immer wieder etwas Neues erkennen – es lebt», sagt Bruno Siegenthaler.Inspirieren lässt er sich beispielsweise von einer alten, mit Moos bewachsenen und mit einer Patina versehenen Fassade. Die Eindrücke, die er auf Spaziergängen und Reisen sammelt, kommen irgendwann wieder aus ihm heraus und gelangen auf die Leinwand. «Aber es kann sein, dass ich es dann wieder abspritze und etwas anderes mache», berichtet Bruno Siegenthaler. «Schicht für Schicht.»

An der Vernissage von letzter Woche verglich DISTL-Leiter Stefan Hess die Kunst von Bruno Siegenthaler mit dem Tachismus, dem Action-Painting, der Art brut oder auch der Arte Povera. Das Vorgehen beim Malen – die Leinwand am Boden, ein Arbeiten ohne Entwurf – beschrieb er als einen «fast natürlichen Prozess des Entstehens und Vergehens».

Stefan Hess wies auch auf Bekanntschaften und Austausch mit Künstlern aus dem Umfeld des Informel hin, wie Emil Schumacher, Antoni Tàpies oder Georg Baselitz, stellte aber fest: «Bruno Siegenthaler ist kein Mond, der nur den Abglanz von anderen Künstlern aufnimmt, er ist selbst ein Fixstern geworden.»

Die Sonderausstellung «Den Dingen auf den Grund gehen. Neue Werke von Bruno Siegenthaler» im DISTL, Rathausstrasse 30, in Liestal dauert bis zum 4. Januar 2026. Der Eintritt ist kostenlos.

Als Begleitprogramm zur Ausstellung liest die Schriftstellerin Zoë Jennyunveröffentlichte Texte am Freitag, 3. Oktober, 19.30 Uhr.

Weitere Infos: distl.ch

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