Süsser als Rosen

Liestal Ein englischer Abend zwischen Licht und Schatten

Brian Franklin an der Viola da gamba, Sopranistin Maria Krasnikova und an der Kirchenorgel Aurore Baal.  Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Brian Franklin an der Viola da gamba, Sopranistin Maria Krasnikova und an der Kirchenorgel Aurore Baal. Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Nach dem Konzert überreichte Arno Reichert (r.) dem Ensemble Blumen und einen «Bhaltis» als Dank.

Nach dem Konzert überreichte Arno Reichert (r.) dem Ensemble Blumen und einen «Bhaltis» als Dank.

Liestal Ein englischer Abend zwischen Licht und Schatten

Mit dem Programm «Sweeter than Roses – Musik aus England zwischen Renaissance und Moderne» präsentierte «Haliciana Schola Cantorum» am letzten Freitag ein Benefizkonzert, das weniger auf spektakuläre Effekte setzte als auf stilistische Feinheiten und poetische Stimmungen. Ein Abend, der leise begann, sich kontinuierlich öffnete und am Ende in farbiger Intensität mündete. Die Kollekte kam der Nothilfe in der Ukraine zugute.

Vereinspräsident Arno Reichert begrüsste eine kleine Schar von Besucher und Besucherinnen, die an diesem Freitagabend den Weg zu relativ früher Abendstunde (18.30 Uhr) in die Stadtkirche Liestal gefunden hatten. Er erläuterte, dass der schweizerische Verein «Haliciana Schola Cantorum» 2015 mit dem Ziel gegründet wurde, kulturelle Brücken zwischen West- und Osteuropa zu bauen und das gemeinsame europäische Kulturerbe – insbesondere die Musik – zu pflegen, gerade jetzt, da die Ukraine vom Krieg gezeichnet ist. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 seien jedoch sämtliche Workshops, Meisterkurse und Symposien für Berufsmusiker und engagierte Laien der dringenden Nothilfe gewichen: «Wir haben medizinische Geräte für regionale Krankenhäuser angeschafft und den Bau eines Luftschutzbunkers für die Musikschule in Yavory ermöglicht. Es ist uns ein Anliegen, dass Kinder trotz Angst und Krieg kreativ bleiben können – deshalb unterstützen wir Musik- und Sportprojekte an den Schulen», führte Reichert weiter aus.

Barocke Duftnoten – sorgfältig artikuliert

Der erste Programmteil widmete sich englischen Komponisten des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Werke von Henry Purcell, William Byrd oder Georg Friedrich Händel wurden mit großer stilistischer Sensibilität interpretiert. Besonders Purcells Lied «Sweeter than Roses» bildete dabei den tonalen Leitfaden des Abends: weich, zart phrasiert und voller mikroskopischer Verzierungen, die das Ensemble mit hörbarer Sorgfalt herausarbeitete. An der Orgel sass Aurore Baal, die Viola da gamba strich Brian Franklin und die Sopranistin Maria Krasnikova setzte mit verschiedenen Techniken ihre Stimme als ein vielseitiges und ausdrucksstarkes Instrument ein. Die Mischung aus vokalen und instrumentalen Nummern sorgte für Abwechslung.

Auch die Orgelbeiträge sowohl aus der «Kistenorgel» wie auch aus der grossen sinfonischen Kirchenorgel – darunter freiwillige Voluntaries und ein Doppel-Orgelstück – gespielt von Aurore Baal überzeugten durch klare Registrierung und einen lebendigen, historisch informierten Zugang.Sie ist absolute Könnerin ihres Faches. Im zweiten Teil rückt die Musik des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt – und hier blühte das Konzert förmlich auf. Benjamin Brittens «The Salley Gardens» wurde von Maria Krasnikova mit kristalliner Klarheit gesungen, fast schwerelos im Ausdruck – eine atemberaubend schöne Darbietung des legendären Liedes. Die Vielfalt englischer Musik wurde so erfahrbar und führte die Hörerschaft, sozusagen in einem Privatkonzert (wenig Publikum!) vom barocken Duft zarter Melodien bis hin zu den transparenten Farben der Moderne.

Die Kompositionen von Ralph Vaughan Wiliams, Roger Quilter und Frederick Delius präsentieren die charakteristische Klangsprache der englischen Moderne: lyrisch, farbig, oft von pastoraler Ruhe geprägt. Ein Orgelpräludium von Charles Villiers Stanford ergänzt den modernen Abschnitt und schlägt einen harmonischen Bogen zwischen Tradition und Gegenwart. Die beiden Schlusslieder von Gerald Finzi bündelten schliesslich die poetische Grundstimmung des gesamten Abends – zurückhaltend, empfindsam, mit einer Spur Melancholie. Und als Benefizveranstaltung hatte das Konzert zudem einen sozialen Wert, der die musikalische Qualität zusätzlich unterstrich.

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