Zwei Musikepochen, bedächtig bis ungestüm

Baselbieter Konzerte «lautten compagney Berlin» und Asya Fateyeva  

Musikalischer Glücksfall: Die «lautten compagney Berlin» und Asya Fateyeva.

Musikalischer Glücksfall: Die «lautten compagney Berlin» und Asya Fateyeva.

Weit mehr als munteres Gedudel: 
         
         
            Asya Fateyeva am Sopransaxofon.
         
         
             Fotos: T. Brunnschweiler

Weit mehr als munteres Gedudel: Asya Fateyeva am Sopransaxofon. Fotos: T. Brunnschweiler

Ist es möglich, den Barockkomponisten Henry Purcell und The Beatles in einem Konzert zusammenzubringen? Das 4. Baselbieter Konzert am 28. November bewies: Es geht, und wie! Im Zentrum stand die famose junge Saxofonistin Asya Fateyeva mit der «lautten compagney Berlin».

Das Ensemble gehört zu den renommiertesten Orchestern der Alten Musik und zeichnet sich dadurch aus, immer wieder musikalische Experimente zu wagen. Purcell wie die Beatles waren die Popstars ihrer jeweiligen Zeit. Beide verband ein untrügliches Gespür für eingängige Melodiebildung und Publikumswirksamkeit.

Das erste Stück, «Another Girl» der Beatles intonierte Fateyeva mit einem heiser-fluffigen Timbre und wechselte mit Leichtigkeit von einer hellen zu einer dunklen Klangfarbe. Aus den Windgeräuschen in Purcells «Aeolus» tauchte die Stimme des Altsaxofons warm und bauchig empor.

Punkto Klangqualität und Klangfarben liess die Solistin keine Wünsche offen. Das Ensemble unterstützte sie dabei mit gepflegtem, präzisem Spiel, das aber auch fast zufällig erscheinendes Ungestüm zuliess. Während die beiden Theorbenspieler stets mit stoischer Miene in die Saiten griffen, gestanden sich der Perkussionist und der Cellist ab und zu ein Spässchen zu, das für Erheiterung sorgte.

Raumfüllendes Saxophon

Nach dem Trauermarsch für Queen Mary von Purcell folgte ein jazziges «Being for the Benefit of Mr. Kite» der Beatles; das Altsax trat in einen Dialog mit dem Cello und mit einem improvisatorischen Zwischenspiel mit verschliffenen Tönen purzelte das Stück ausufernd seinem Ende entgegen. In «Curtain Tune» von Purcell, dem letzten Stück vor der Pause, holten alle Musizierenden nochmals das Letzte aus sich heraus. Der zweite Teil des Konzerts begann mit dem Ohrwurm «Dance for a Chinese Man and Woman», einer Chaconne aus Purcells «The Fairy Queen». In der «Bonduca» spielte die Solistin auf dem Sopransaxofon leer-angetupfte Töne, die dann in flirrende, surrende Klänge übergingen. Ein Kunststück war auch die musikalische Verschränkung des Traditionals «Greensleeves» mit «Norwegian Wood» der Beatles. Es folgte der frostige Barock-Hit «Cold Song» aus der Oper «King Arthur». Das Orchester erzeugte metallisch-eisige Klänge, über die Asya Fateyeva mit dem Altsaxofon stossweise das menschliche Schlottern mit wimmernd-tremolierenden Tönen imitierte. Es schien, als würde es im Raum um einige Grade kälter. In Purcells «The Plaint» interpretierte das Sopransaxofon die Singstimme subtil und einfühlsam, sehr transparent und hell. «When I’m Sixty-Four» der Beatles tönte in der Saxofonstimme fast klezmermässig. Purcells «Thrice Happy» verklang im Pianopianissimo, sodass man eine Stecknadel hätte hören können. Schöne Worte reichen nicht, dieses Konzert zu beschreiben. Alle spürten, dass sie an etwas Unsagbarem teilhaftig geworden waren. Selbst eingefleischte Klassikpuristen erhoben sich beim Applaus von ihren Sitzen. Als Zugabe gab es nochmals Purcell und «Penny Lane».

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