Flimmernde Spielfreude, und das live

Hölstein «arte frizzante» spielte im Impulszentrum Holdenweid  

Das Kammerorchester in der Aufstellung bei Mendelssohn und Mozart.

Das Kammerorchester in der Aufstellung bei Mendelssohn und Mozart.

Die erste und Teile der zweiten Geige. Fotos: A. Jegge

Die erste und Teile der zweiten Geige. Fotos: A. Jegge

Eine grosse Erleichterung war zu verspüren, als das junge Kammerorchester «arte frizzante» zu spielen begann. Endlich konnte man wieder Musik live hören und sehen. Die Musikerinnen und Musiker, die Veranstalter des Impulszentrums Holdenweid in Hölstein und das Publikum, das im angeforderten Corona-Abstand sass, sogen diese einmalige Stimmung in sich auf und erfreuten sich an der Musik.

«Flimmern» hiess das Programm des jungen Orchesters. «arte frizzante» hat sich aus jungen Berufsmusikerinnen und -musikern gegründet, um als Kollektiv – ohne Dirigenten oder musikalische Leiterin – Werke zu erarbeiten, bei denen alle Mitglieder gleichberechtigt ihre Ideen einbringen können. Dabei ist nicht etwas Formloses entstanden, sondern kompakte Musik, die ganz aus dem Werk heraus wirkte und grossartig interpretiert wurde. Am allermeisten gefiel die Spielfreude, mit der die Musikerinnen und Musiker ans Werk gingen. Drei sehr unterschiedliche Stücke wurden geboten: Felix Mendelssohns 10. Streichersinfonie h-moll, Wolfgang Amadé Mozarts Divertimento D-Dur und Arnold Schönbergs Verklärte Nacht in der Fassung für Streichorchester. Bei der Mendelssohnschen Sinfonie kam die strenge Musik dieses Frühwerks zum Tragen. Noch wirkten die alten Vorbilder, aber seine romantische Seele konnte der junge Komponist nicht unterdrücken und liess sie einfliessen. Das Orchester zeigte, wie noch oft an diesem Spätnachmittag, fast überbordende Spielfreude und das Fehlen einer Leitung wurde durch gegenseitiges Hinhören auf die Mitmusikerinnen und -musiker mehr als kompensiert. Das Orchester spielte aus einem Guss und die Töne flimmerten hin und her.

Mozarts in Italien entstandenes Divertimento kommt sehr leichtfüssig daher. Wie so oft bei diesem Komponisten steckt das Werk aber voller musikalischer Stolpersteine, die das Zusammenspiel schwer machen. Nicht so bei «arte frizzante», es erklang leicht, luftig und durchsichtig. Nach der Pause dann ein ganz anderes Bild: Dunkel, verheissungsvoll und immer wieder ausbrechend interpretiert Arnold Schönberg ein Gedicht von Richard Dehmel, das am Konzert zur Einstimmung vorgelesen wurde. Das Orchester liess die Musik zwischen Geheimnisvollem und seelischen Grundgefühlen flimmern. Ein wahrlich meisterlich vorgetragenes Kunstwerk. Zwar war der Nachmittag sonnendurchflutet und nicht mondhell, was der Musik aber keinen Abbruch tat. Auch nahm man den immer noch spürbaren Anstaltsgeruch der Holdenweid nicht mehr wahr, sobald die Musik erklang. Die Halle ist akustisch sehr hart, Fortissimo-Stellen gingen fast an die Schmerzgrenze. Aber «arte frizzante» liessen sich dadurch nicht beeinträchtigen, es klang alles souverän und harmonisch. Ihr Konzept, ohne Leitung zu arbeiten, ging voll auf. Durch die enorme Konzentration auf die Mitspielenden waren die einzelnen Register, vor allem auch die oft etwas vernachlässigten Mittelstimmen, deutlich herausgearbeitet und gut hörbar. Es war schön, ein solch spielfreudiges Orchester zu geniessen, gerade mitten in der Coronazeit – ein wahres Erlebnis, das Hoffnung macht.

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