Eine neue Chance für die Mutter der Windkraft

Das kleine Windrad soll als Industriedenkmal stehen bleiben. Foto: zVg
Das kleine Windrad soll als Industriedenkmal stehen bleiben. Foto: zVg

Der Sool zwischen den Wasserfallen und Mümliswil ist ein geschichtsträchtiger Ort. Dort wurde 1986 die erste Windkraftanlage der Schweiz, die «Mutter der Windkraft», durch das Ökozentrum an das Stromnetz angeschlossen. Diese Anlage bewies, dass es möglich ist, Windkraft an das Netz anzuschliessen, und dass Windkraft einen stabilen Beitrag an die Stromversorgung leisten kann. Über drei Jahrzehnte nach der Errichtung übergab das Ökozentrum die Anlage an die ADEV Energiegenossenschaft, die Pläne für eine Erweiterung hat. 
Wer zwischen dem Vogelberg und Chellenchöpfli wandert, hat bestimmt das kleine und vergleichsweise unscheinbare Windrad bemerkt. Ihm ist nicht anzusehen, welche Bedeutung es für die Schweizer Energiegeschichte hat. Denn in den Achtzigerjahren stand man der Windkraft noch sehr skeptisch gegenüber. Die grossen Stromversorger behaupteten, es sei unmöglich, dezentrale Kleinanlagen in einen Netzverbund einzubinden. Ausserdem galten Windanlagen per se als nicht relevant für die Energieversorgung der Zukunft. Die Menschen vom Ökozentrum glaubten fest an das Potenzial der neuen Technologie und bewiesen 1986 allen Skeptikern das Gegenteil. Aus der Idee, eine solche Anlage über eine breite Bürgerbeteiligung zu finanzieren, entstand die heute erfolgreiche ADEV Energiegenossenschaft. 
Das Windrad wurde während dreissig Jahren vom Ökozentrum unterhalten und produzierte zuverlässig erneuerbaren Strom, bis es im Dezember 2019 auf Grund eines technischen Defekts seine bis heute letzte Umdrehung machte. Anfang 2023 übergab das Ökozentrum das Windrad der ADEV. Die ADEV schloss einen neuen Standortvertrag ab, um in den nächsten Jahren vielleicht zu reparieren sowie vor allem ein neues Windprojekt zu entwickeln. «Auf dem Sool sind die Bedingungen für die Windkraft ideal. Deshalb arbeitet die ADEV an einem Konzept für zwei weitere, leistungsfähige Windräder auf dem Landstück», blickt Andreas Appenzeller in die Zukunft. 
Das kleine Windrad soll als Industriedenkmal stehen bleiben. Dies auch mit der Idee, den technischen Fortschritt sichtbar zu machen. Während sich die kleinen Rotoren des 1986er Windrads bis zu 160-mal pro Minute drehen, drehen die grossen Rotoren moderner Anlagen gemächlich mit zehn bis fünfzehn Umdrehungen und produzieren trotzdem ein Vielfaches an Strom.
Bis es so weit ist, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Aber gerade die Geschichte dieses Ortes zeigt, dass man mit Hartnäckigkeit, Durchhaltewillen und Optimismus am Ende oft zum Ziel kommt.

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